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Künstlicher Riffbau -
ein Projekt mit "Riffbällen" im Oman
Copyright © by www.reefball.com
Übersetzung durch M.Uhlmann


Einführung

Negative Umwelteinflüsse machen den Korallenriffen auf der ganzen Welt sehr zu schaffen. Die physische Zerstörung durch Anker, Fischernetze oder durch den Massentouismus spielt dabei genau so eine Rolle wie Schadstoffeinträge, Ablagerungenen und Überfischung im lokalen Bereich oder die Zunahme von Temperatur und UV-Strahlung auf globalem Niveau.

Versuche mit künstlichen Korallenriffen sind an vielen Stellen der Welt gemacht worden. Etliches wurde versenkt - vom alten Auto bis zu komplexen Strukturen aus rostfreiem Stahl und Beton - um Meeresleben anzuziehen. Ein Beispiel ist ein Projekt im Oman aus dem Jahre 1997, bei dem Reifen und Beton-Röhren unter Wasser installiert wurden. Erste Ergebnisse zeigten , dass die Reifen scheinbar einen attraktiven Lebensraum für Fische bilden. Zur langfristigen Wiederherstellung von Riffen sind sie aber wegen ihrer verhältnismäßigen Giftigkeit und Instabilität nicht geeignet. Mit dem Beton gab es wohl auch pH-Wert-Probleme.

Ein anderes Projekt, das zur Erhaltung der Korallenriffe beitragen soll, ist die Konstruktion eines künstlichen Riffes südlich von Fahal Island. Hauptsächlich sollte dadurch gezeigt werden, dass man geschädigte Riffe reparieren kann und dass der Bau kompletter künstlicher Riffe für den Tourismus oder die Fischerei möglich sind.
Abseilen der Riffbälle Der Ras Al-Hamra Sub Aqua Club (RAHSAC - ein örtlicher Tauchklub) arbeitete dazu mit der Reefball Development Group (RBDG) aus Florida zusammen, welche auf dem Gebiet des künstlichen Riffbaus seit längerem aktiv ist. Der Tauchklub bekam die Ausrüstung und eine Lizens, um ihre eigenen "Riffbälle" basierend auf dem patentierten Konzept der RBDG herstellen zu können. In Zusammenarbeit mit der Sultan Qaboos Universität (SQU) wurde ein Pilotprojekt zur Wiederherstellung eines Korallenriffs mit "Riffbällen" entwickelt. Dieses Versuchsprojekt wurde durch die Petroleum Development Oman (PDO) gesponsort und sollte 24 Monate dauern. Anhand dieser Ergebnisse könnten dann weitere Riffe in einem größeren Maßstab entstehen.

Ein bedeutender Vorteil des "Riffball"-Konzepts ist, dass die Bauweise natürlicher Riffe durch die Anordnung von großen (1m * 1,2m) kugelförmigen Betonteilen simuliert werden kann. Die Merkmale des Betons (Chemie und Oberflächen-Rauheit) sind modifiziert worden, um den Wirbellosen das Ansiedeln zu erleichten. Die Verwendung von Silikamaterial in der Herstellung macht es möglich, den pH-Wert der Betonmischung dem des Meerwassers anzupassen. Dies fördert den Korallenwuchs, verhindert das Zusammenbrechen der Konstruktion und gibt den "Riffbällen" eine geschätzte Lebenserwartung von über 500 Jahren.
Das modulare Konzept erlaubt jederzeit ein Erweitern bereits bestehender Projekte. Sollte ein neues künstliches Riff sich negativ auf andere Riffe im Gebiet auswirken (z.B. durch die deutliche Zunahme eines Korallen fressenden Fisches), dann können die "Riffbälle" auch schnell wieder entfernt oder verlegt werden.



Projektziele

Dieses Projekt, im englischen Original "Pro-Creator" (Kurzform von Project Reef Creator Oman) genannt, soll mehrere Fragen zu beantworten. Riffball unter Wasser

Vier Hauptaspekte der Studien sind:

  1. Erprobung einer künstlichen Riff-Struktur
  2. Korallenbesiedlung
  3. Erhöhung des Fischreichtums
  4. globale Bio-Vielfalt.
Mit dem ersten Punkt stellt man sich die Frage, ob der Bau künstlicher Riffe mit "Riffbällen" unter den extremen Bedingungen im Oman (hohe Temperaturen, hoher Salzgehalt, große Temperaturschwankungen) überhaupt funktioniert. Ausserdem will man die Kosten besser einschätzen können und die verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer Langlebigkeit Testen.
Die anderen drei Punkte sollen die Faktoren dokumentieren, die für die Zunahme von Artenvielfalt und Artenanzahl am künstlichen Riff verantwortlich sind. So soll dieses Projekt z.B. die Auswirkungen von Tiefe und Jahreszeiten auf die Ansiedlung von Wirbellosen genauer erforschen.



Auswahl des Versuchsortes

Zwei relativ flache, ca. 20m * 20m große Stellen auf der Südseite der Fahal Islands wurden für dieses Pilotprojekt ausgesucht. Hier gab es früher intakte Pocilloporid Kolonien. Abseilen der Riffbälle vom Boot Diese wurden im Laufe der Jahre nahezu zerstört, so dass heute weniger als 5% der Flächen mit Korallen besetzt sind. Neue Besiedlung wurde in diesen Gebieten nicht oder nur wenig beobachtet. Mögliche Ursache dafür ist das permanente Abscheuern dieser potentiellen neuen Kolonien durch Sedimente, welche aus den abgestorbenen Korallen entstehen. Andere Riffe im gleichen Gebiet sind zum größten Teil intakt und zeigen eine höhere Korallen-Bedeckung (> 60%) und hohe Artenvielfalt.

Bei der Stellenauswahl wurden sandige Gebiete vermieden, um die Menge an eventuell scheuerndem Material so gering wie möglich zu halten. Weiterhin wurden Versuchsflächen innerhalb der optimalen Wachstumszone für Korallen (2m bis 15m) ausgesucht. Um die Auswirkung der Tiefe untersuchen zu können liegt die eine in einer Tiefe von 4m - 6m und die andere bei 10m - 15m.



Das Einsetzen der "Riffbälle" und die Beobachtungsaufgaben

1. Das Einsetzen der "Riffbälle"

Das Projekt umfaßt die Installation von insgesamt 40 "Riffbällen" innerhalb eines Jahres. Je 5 "Riffbälle" werden vom Tauchclub an beiden Stellen in 4 gleichmäßigen Zeitabschnitten Beobachtung durch Taucher (Oktober-November; Januar-Februar; April-Mai; Juli-August) insalliert. Dies ermöglicht die Untersuchung von Auswirkungen der Jahreszeiten auf die Riffbildung.
Die Riffbälle werden willkürlich an den zwei Stellen verteilt. Sie haben aber einen Abstand von ca. 2,5m zueinander, um den Tauchern Bewegungsfreiheit während der Beobachtungen zu geben.
An beiden Versuchsflächen werden zur gleichen Zeit kleine Betonstücke versenkt, um die chemische Entwicklung (pH-Wert) zu überwachen. Dies ist ein wichtiger Faktor für eine so empfindliche Spezies wie die Riffkorallen. Diese Proben werden von Tauchern der Uni betreut, die den pH-Wert beobachten und zusätzlich den Besatz mit Algen bestimmen.

2. Beobachten der Korallenentwicklung

Die "Riffbälle" werden von Tauchern des RAHSAC und der SQU (Uni) in regelmäßigen Abständen untersucht. 2 Abschnitte auf jedem "Riffball" werden dauerhaft markiert und mit Plastik-Schildchen gekennzeichnet. Anhand dieser Flächen wird dann die Besiedlung analysiert. Dazu werden sie von den Tauchern im 1., im 2., 5., 9. und 12. Monat nach dem Versenken des Betonballes mit einer Videokamera aufgenommen und dokumentiert. Diese Videos werden dann an der Uni bezüglich des Bewuchses und der Sterblichkeit makroskopischer Organismen, wie z.B. Schwämme, Weichkorallen und Hartkorallen, analysiert.

Frühes Stadium Späteres Stadium

3. Beobachten der Fischpopulation

Taucher mit Videokamera Weiterhin werden an den beiden Versuchsflächen alle 2 Monate Videoaufnahmen gemacht, welche die Entwicklung des Fischbestandes dokumentieren sollen. Diese werden dann mit Aufnahmen von Kontrollzonen verglichen, die im gleichen Gebiet, aber abseits der versenkten "Riffbälle" gemacht werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier den Fischarten, welche für die Fischerei interessant sein könnten. Dadurch läßt sich das Potential des "Riffball"-Systems beurteilen, auch den Besatz eines Riffes mit kommerziell nutzbaren Fischarten zu erhöhen. Zusätzlich zu den Videoaufnahmen werden 2 bis 3 mal in jeder Jahreszeit spezielle, vom australischen Institut für Meereskunde entwickelte Fallen eingesetzt.

4. Beobachten der Algen Beobachtung durch Taucher

Irgendeiner der "Riffbälle" wird mit herausnehmbaren Algen-Besiedlungs-Platten ausgestattet. Diese werden wieder in regelmäßigen Abständen eingesammelt und untersucht. Jede entfernte Besiedlungstestfläche wird gleich wieder erneuert, um auch hier Aussagen bezüglich der Jahreszeiten zu ermöglichen. Anhand dieser Platten werden aber nicht nur die Algen bestimmt, sondern auch die Besiedlung mit Wirbellosen, wie z.B. Würmer, Krebstierchen und Korallen.

5. Beobachten der Wassertemperatur

Thermometer mit einer Genauigkeit von 0,001°C werden in einem der Bälle angebracht. Diese erlauben Messungen im Abstand von 2 Minuten. Diese Informationen werden dann mit den Ergebnissen der Untersuchung des Plattenbewuchses verglichen. Dadurch sind dann Aussagen bezüglich des Einflusses von Umweltbedingungen wie Gezeiten oder Wetter möglich.



Möglicher Nutzen des Projektes

Das Projekt hat einen gewaltigen Nutzen für für die Meeresbiologie im Oman und auch in anderen Gebieten der Welt. So ist es z.B. danach möglich, den Nutzen von Betonstrukturen zur Errichtung künstlicher Riffe wissenschaftlich zu bestimmen. Es gibt wichtige Informationen über Fortpflanzung und Entwicklung von Korallen, deren Besiedlung von künstlichen Lebensräumen u.v.a.m.



Was genau ist ein "Riffball"?

"Riffball" ist ein künstliches Riff, das dazu benutzt wird, kränkliche Korallenriffe wieder herzustellen und neue Fischerei- oder Tauchpläzte zu errichten. Sie werden aber auch zum Schutz von Stränden oder im Süßwasser eingesetzt. In diese hohlen, kugelförmigen Betonteile wird ein Schwimmkörper eingebracht. Dieser erlaubt es dann auch sehr kleinen Booten, den "Riffball" zum Zielort abzuschleppen. Sie sind aus einem speziellen Beton hergestellt und so ausgelegt, dass sie natürliche Riffe nachahmen können. Somit schaffen sie neue Lebensräume für Fische oder andere Meeres- und Süßwasserlebewesen. Weltweit wurden schon über 100.000 dieser Kugeln in 1.500 Projekten eingesetzt. Es gibt sie in den verschiedensten Größen mit Gewichten zwischen 3kg und 2000kg. Hergestellt werden Sie vor Ort mit einer Gießform der Reef Ball Development Group, Ltd.

Gussform mit dem Schwimmkörper Der fertige Riffball Der Riffball unter Wasser
Weitere Infos dazu unter http://www.reefball.com/



Einige Ursachen für das Korallensterben Schwarzband - Krankheit
  • Bevölkerungszunahme
  • Dornenkrone (Seestern) in Massenpopulationen
  • Schwindender Fischbestand
  • Sturmschäden
  • zerstörerische Fischereimethoden (Dynamit-Fischen sprengt und vergiftet durch Zyanid)
  • Temperaturschwankungen der Ozeane, die als Ursache für die Korallenbleiche gesehen werden
  • Verunreinigungen durch Einleitungen
  • Erdbeben
  • Verunreinigung durch Schiffe (Öl, Plastik, Bilgenwasser...)
  • Zerstörungen durch Wellen
  • Überschwemmungen / Fluten
  • Erhöhte Sedimentation durch Rodung oder schlechte Landwirtschaft
  • Korallen- und Korallensandabbau
  • natürliche Krankheiten
  • unkontrollierter Massentourismus
  • Städtebau mit Ausbaggern oder Verschlammen


Mein Dank gilt an dieser Stelle Mr. Todd Barber, dem Präsidenten der Reef Ball Development Group, Ltd. und Vorsitzender der Reef Ball Foundation. Er gab mir die freundliche Genehmigung dieses Projekt hier vorzustellen und die copyrightgeschützten Fotos zu veröffentlichen. Weitere Informationen, auch zu anderen Projekten mit künstlichen Riffen, finden Sie auf den beiden Webseiten.

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