Die Kieler Firma
MariLim hat am 15.06.01 das erste künstliche Riff in der Ostsee
erschaffen, das aus Reef Balls besteht. Reef Balls sind halbrunde
künstliche Riff-Module mit Durchbrüchen und Höhlungen. Als
Baumaterial wurde ein umweltfreundlicher Spezialbeton verwendet,
dessen pH-Wert dem von Seewasser entspricht. Hierdurch wird eine
rasche Besiedlung durch Organismen ermöglicht. Als Standort für das
Riff wurde eine Wasserfläche vor der Seebadeanstalt in Holtenau
(Kiel) gewählt. Es wurden vier Gruppen von Reef Balls gefertigt, die
sich in ihrer Betonzusammensetzung und ihrer Oberflächenstruktur
unterscheiden, um die optimale Zusammensetzung zu ermitteln.
Insgesamt wurden 12 Reef Balls versenkt. Jeder Riffkörper wurde
zuerst ins Flachwasser gekrant und anschließend mit einem Boot zu
der Wasserfläche geschleppt, wo er dann nach dem Zufallsprinzip auf
dem Meeresboden abgesetzt wurde. Das Verbringen und die
Positionierung wurden von einem Taucher begleitet und überwacht. Das
Ziel dieses Versuches ist es, die Besiedlungsgeschwindigkeit und das
Artenspektrum auf den Reef Balls zu erfassen. Am 04.07.01 wurden die
Oberflächen der Riffkörper taucherisch beprobt, indem jeweils eine
Fläche von 10 cm X 10 cm abgesaugt wurde. Der erhaltene
Saugrückstand wurde für die spätere Untersuchung im Labor
konserviert. Zusätzlich wurden auch Proben zur Bestimmung der
bodenlebenden Mikroorganismen genommen. Diese Art der Beprobung soll
in einem 14- tägigen Rhythmus fortgeführt werden, um die Sukzession
der Arten zu erfassen. Um auch größere Organismen erfassen zu können
werden die Reef Balls regelmäßig visuell inspiziert und die Tiere
gezählt.
Bild 1: Bereits nach wenigen Tagen war die Oberfläche
der Reef Balls großflächig besiedelt.
Die vier Versuchsgruppen werden nachfolgend auf qualitative und
quantitative Unterschiede der vorhandenen Organismen getestet. Schon
eine Woche nach der Ausbringung zeigte sich bei einem
Kontrolltauchgang, dass sich bereits grüner Darmtang (Enteromorpha
sp.) angesiedelt hatte. Ein sessiler Borstenwurm der Gattung
Polydora begann ebenfalls die Oberfläche zu besiedeln. Die gemeine
Strandkrabbe Carcinus maenas wurde oft in der innerer Höhlung
gefunden.
Bild 2: Starkes Auftreten von Enteromorpha sp. zwei
Wochen nach der Ausbringung.
Nach weiteren 2 Wochen hatte eine Vielzahl von niederen Tieren
die Oberfläche bereits stark besiedelt. Junge Miesmuscheln (Mytilus
edulis) und Seepocken (Balanus improvisus) bilden mittlerweile schon
flächige Kolonien. Der räuberisch lebende Seestern Asterias rubens
war teilweise mit über 100 Individuen pro Reef Ball vertreten. Das
Riff wurde ebenfalls sehr gut von verschiedenen Fischarten
angenommen. Unter den gefunden Spezies befinden sich z.B.
verschiedene Grundelarten (Gobiidae). Mehrmals wurden Tiere beim
Fressen auf den Riffkörpern beobachtet. Auch Seeskorpione
(Myoxocephalus scorpius) wurden häufig im Innenraum der Balls
beobachtet. Da diese Spezies nachtaktiv ist, nutzen die Tiere das
Riff vermutlich als Ruheplatz während des Tages.
Bild 3: Vollständige Besiedlung eines Riffkörpers
durch eine reichhaltige Tier- und Algengemeinschaft vier Wochen nach
der Ausbringung.
Im Innenraum der Balls haben sich bereits Seescheiden (Ciona
intestinalis) angesiedelt. Diese Filtrierer treffen hier offenbar
auf gute Strömungsbedingungen.
Für die Zukunft ist eine weitere Erhöhung des Artenspektrums
höchst wahrscheinlich. Es kann ebenfalls mit der Ansiedlung von
mehrjährigen (perennierenden) Algenarten gerechnet werden.
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