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 geschrieben am 18.11.2001 von Thomas Meyer

Die Kieler Firma MariLim hat am 15.06.01 das erste künstliche Riff in der Ostsee erschaffen, das aus Reef Balls besteht. Reef Balls sind halbrunde künstliche Riff-Module mit Durchbrüchen und Höhlungen. Als Baumaterial wurde ein umweltfreundlicher Spezialbeton verwendet, dessen pH-Wert dem von Seewasser entspricht. Hierdurch wird eine rasche Besiedlung durch Organismen ermöglicht. Als Standort für das Riff wurde eine Wasserfläche vor der Seebadeanstalt in Holtenau (Kiel) gewählt. Es wurden vier Gruppen von Reef Balls gefertigt, die sich in ihrer Betonzusammensetzung und ihrer Oberflächenstruktur unterscheiden, um die optimale Zusammensetzung zu ermitteln. Insgesamt wurden 12 Reef Balls versenkt. Jeder Riffkörper wurde zuerst ins Flachwasser gekrant und anschließend mit einem Boot zu der Wasserfläche geschleppt, wo er dann nach dem Zufallsprinzip auf dem Meeresboden abgesetzt wurde. Das Verbringen und die Positionierung wurden von einem Taucher begleitet und überwacht. Das Ziel dieses Versuches ist es, die Besiedlungsgeschwindigkeit und das Artenspektrum auf den Reef Balls zu erfassen. Am 04.07.01 wurden die Oberflächen der Riffkörper taucherisch beprobt, indem jeweils eine Fläche von 10 cm X 10 cm abgesaugt wurde. Der erhaltene Saugrückstand wurde für die spätere Untersuchung im Labor konserviert. Zusätzlich wurden auch Proben zur Bestimmung der bodenlebenden Mikroorganismen genommen. Diese Art der Beprobung soll in einem 14- tägigen Rhythmus fortgeführt werden, um die Sukzession der Arten zu erfassen. Um auch größere Organismen erfassen zu können werden die Reef Balls regelmäßig visuell inspiziert und die Tiere gezählt.


Bild 1: Bereits nach wenigen Tagen war die Oberfläche der Reef Balls großflächig besiedelt.

Die vier Versuchsgruppen werden nachfolgend auf qualitative und quantitative Unterschiede der vorhandenen Organismen getestet. Schon eine Woche nach der Ausbringung zeigte sich bei einem Kontrolltauchgang, dass sich bereits grüner Darmtang (Enteromorpha sp.) angesiedelt hatte. Ein sessiler Borstenwurm der Gattung Polydora begann ebenfalls die Oberfläche zu besiedeln. Die gemeine Strandkrabbe Carcinus maenas wurde oft in der innerer Höhlung gefunden.


Bild 2: Starkes Auftreten von Enteromorpha sp. zwei Wochen nach der Ausbringung.

Nach weiteren 2 Wochen hatte eine Vielzahl von niederen Tieren die Oberfläche bereits stark besiedelt. Junge Miesmuscheln (Mytilus edulis) und Seepocken (Balanus improvisus) bilden mittlerweile schon flächige Kolonien. Der räuberisch lebende Seestern Asterias rubens war teilweise mit über 100 Individuen pro Reef Ball vertreten. Das Riff wurde ebenfalls sehr gut von verschiedenen Fischarten angenommen. Unter den gefunden Spezies befinden sich z.B. verschiedene Grundelarten (Gobiidae). Mehrmals wurden Tiere beim Fressen auf den Riffkörpern beobachtet. Auch Seeskorpione (Myoxocephalus scorpius) wurden häufig im Innenraum der Balls beobachtet. Da diese Spezies nachtaktiv ist, nutzen die Tiere das Riff vermutlich als Ruheplatz während des Tages.


Bild 3: Vollständige Besiedlung eines Riffkörpers durch eine reichhaltige Tier- und Algengemeinschaft vier Wochen nach der Ausbringung.

Im Innenraum der Balls haben sich bereits Seescheiden (Ciona intestinalis) angesiedelt. Diese Filtrierer treffen hier offenbar auf gute Strömungsbedingungen.

Für die Zukunft ist eine weitere Erhöhung des Artenspektrums höchst wahrscheinlich. Es kann ebenfalls mit der Ansiedlung von mehrjährigen (perennierenden) Algenarten gerechnet werden.

TIPP: Du möchtest Dich einfach zurücklehnen und Tauchbilder geniessen? Dann ab in unser Photo-Archiv.





















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